Hybride Finanzierungen sind der Schlüssel zu effizientem Impact Investing

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FASE, Ashoka und McKinsey präsentieren in einer Studie neue Erkenntnisse zur Zunahme von wirkungsorientiertem Finanzieren

Die Welt der Finanzierung ist vielfältig - und auch für Sozialunternehmer stellt sich entlang des Weges gesellschaftlicher Problemlösung immer wieder die Frage, wie sie ihre Unternehmungen klug finanziell aufstellen. Für uns als Gesellschaft wiederum stellet sich die Frage, wie wir denen, die Innovationen zum Wohle aller vorantreiben, die besten Rahmenbedingungen geben können. Im Kontext der Auseinandersetzung mit Perspektiven auf und Möglichkeiten des Impact Investing ist nun eine neue Studie von Ashoka, der Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship FASE und McKinsey & Company erschienen, in der insbesondere das Potenzial von hybriden Finanzierungen in den Blick genommen wird:

"So how can social enterprises find the necessary capital to scale? Should they compromise on social impact for the sake of more financial return? Or surrender to reality, stay small and reach only a handful of beneficiaries? The Ashoka/McKinsey study not only shares its reality check but also a promise: Hybrid Social Finance can be the key to unlock impact investments on a much larger scale. The hybrid principle: syndicating different types of capital sources – from grantmakers and donors to impact investors and public bodies – and combining them according to their needs in terms of risk, impact and return. The effect: social enterprises receive enough funding to develop and scale their business models. In other words: The impact investing market can finally take off and gain speed."

Den vollständigen Artikel finden Sie auf der Webseite der FASE.

 


Felix Oldenburg ordnet die Ergebnisse der Studie wie folgt ein (erschienen in DIE ZEIT vom 31. März 2016):

Online-Universitäten für Flüchtlinge, Landkarten für Menschen im Rollstuhl, Arbeitsplätze für Blinde: In den vergangenen zehn Jahren sind in Deutschland viele Ideen entstanden, die Menschen helfen – und hinter denen nicht der Staat oder Stifter stehen. Stattdessen stammen sie von sogenannten Social Entrepreneurs, also von sozial engagierten Gründern, die mit ihrem Unternehmen nicht nur Geld verdienen, sondern auch gesellschaftliche Probleme lösen wollen.

In Deutschland galt lange:

Wer Gutes tun will, hofft auf den Staat oder auf Spender. Wer Geld machen will, hofft auf die Finanzmärkte.

Die neuen Sozialunternehmer räumen auf mit dieser überholten Denkweise. Sie versuchen, beides zu verbinden. Sie wollen mit neuen Geschäftsideen Geld verdienen und zugleich soziale Missstände beseitigen. Das lohnt sich für die Gründer, hilft den Betroffenen und schafft auch wirtschaftlichen Mehrwert. Solche Ideen müssen stärker gefördert werden. Auch damit genug Staats- und Spendengeld übrig bleibt für jene Missstände, die wir nicht mithilfe von Märkten beheben können – oder wollen.

Anfangs wurden Sozialunternehmer belächelt und nur von wenigen prominenten Unternehmern unterstützt. Heute wecken die Weltverbesserer mit Businessplan sogar die Fantasie der Finanzindustrie: Sie werden als neue Investitionsmöglichkeit gehandelt, die gute Rendite mit guten Taten verbinden könnte. Impact Investing nennen Vermögensverwalter das. Sie glauben, dass sich bis 2020 mehr als 500 Milliarden Dollar anlegen ließen, und hoffen auch in Deutschland auf großes Wachstum.

Allerdings gibt es ein Problem, wie eine Analyse des Sozialunternehmer-Netzwerks Ashoka und der Unternehmensberatung McKinsey zeigt: Die neuen Sozialinvestitionen in Deutschland stagnieren trotz aller Euphorie auf winzigem Niveau.

Soziale Projekte eignen sich nicht automatisch zum Investieren, nur weil es die Investoren so wollen. Die Sozialunternehmer schaffen auch keinen Sektor, der genauso kommerziell und attraktiv für Investoren ist wie das Geschäft mit Autos oder Smartphones. Stattdessen bewegen sich

Sozialunternehmen in einer neuen, hybriden Finanzwelt: Sie bekommen ihr Geld aus Spenden und Zuschüssen – und von Investoren.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Philanthropie. Für Microsoft-Gründer Bill Gates und eBay-Gründer Pierre Omidyar gehören Geldspritzen jenseits der klassischen Spende längst zum Werkzeugkoffer. Und nun entwickelt sich auch in Deutschland eine Philanthropie-Bewegung. Vorreiter sind zum Beispiel der neue Eberhard von Kuenheim Fonds aus dem Umfeld von BMW, die Förderinvestments der Robert-Bosch-Stiftung und die »juvat«-Fonds, hinter denen die Unternehmerfamilie Benckiser steckt, die mit Konsumgütern reich geworden ist. Sie alle helfen nicht nur der ersten Generation von Sozialunternehmern in Deutschland – sondern könnten auch zukünftige Unternehmergenerationen in ihrer Einstellung zum Geben inspirieren.

Unter den jungen Erben und Start-up-Millionären gelten mittlerweile eher solche Unternehmertypen als Vorbilder, die gesellschaftliche Probleme lösen. Der Nobelpreisträger und Textilmarkt-Rebell Kailash Satyarthi zum Beispiel oder der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales. In Berlin treffen sich neuerdings einige Unternehmer in vertraulicher Runde, um den eigenen »Seitenwechsel« ins Soziale zu planen.

In den kommenden Jahren könnte es den Grenzgängern gelingen, aus dem kulturell eingeübten und strikt regulierten Nebeneinander von Gewinnorientierung und Gemeinnützigkeit, von Investoren und Spendern ein Miteinander zu machen. Das hat allerdings seinen Preis: Sind die Sphären von Wohltätigkeit und Geldverdienen streng getrennt, können die Bürger und Konsumenten klar erkennen, worum es geht: um den guten Zweck oder ums Geld. Wenn diese Sphären verschwimmen, lässt sich das weniger klar erkennen. Die Öffentlichkeit muss also in Zukunft noch kritischer hinterfragen, wer zum Wohle weniger wirtschaftet – und wer tatsächlich zum Wohle aller.